„Städtebaulich nicht vertretbar“

Noch nutzen viele Lindenhöfer den Platz vor der Sparkassenfiliale in der Emil-Heckel-Straße als Treffpunkt. Noch fahren junge Menschen dort Skateboard. Doch das könnte sich ändern. Denn die Sparkasse Rhein Neckar Nord plant, den Vorplatz in die Entstehung eines Neubaus miteinzubeziehen. Ein Gebäude mit sieben Stockwerken solle dort entstehen, teilt ein Sprecher der Bank auf Anfrage von Lindenhof aktuell in einem Schreiben mit. Doch die Pläne treffen nicht bei jedem auf Gegenliebe.

Was genau ist geplant? „Wir wollen mit einem siebengeschossigen Bau, bestehend aus einer modernen Sparkassenfiliale und zehn Wohneinheiten, die markante städtebauliche Lücke am Standort unserer heutigen Filiale schließen“, so der Sparkassensprecher weiter. Das ganze Bauvorhaben sei als Niedrigenergiehaus konzipiert. Und auch der Vorplatz dürfte nach ersten Plänen offensichtlich nicht ganz verschwinden. „Die Freifläche vor dem Gebäude würde zu circa Zweidrittel erhalten bleiben“, schreibt die Bank, und dass sie sich zurzeit in Gesprächen mit Vertretern der Stadt Mannheim über die konkrete Ausgestaltung und Genehmigung des Bauvorhabens befindet.
Die Fraktion der Grünen im Bezirksbeirat Lindenhof schlägt jedoch schon Alarm und wendet „sich entschieden gegen eine Bebauung des Sparkassenvorplatzes auf dem Lindenhof und die Errichtung eines siebenstöckigen Gebäudes mit Wohnungen und einer Sparkassenfiliale an gleicher Stelle“, wie sie in einer Pressemitteilung schreibt. „Dieser Platz mit Cafés und der Lanz-Kapelle in der Umgebung hat eine besondere Aufenthaltsqualität“, führt der Sprecher der Grünen im Bezirksbeirat, Peter Karbstein, aus. Er öffne die Blickachsen in Richtung Meeräckerplatz und Lanzpark und sei beliebter Aufenthaltsbereich für Familien, Kinder und Jugendliche. „Die Freifläche ist wichtig für das Quartier und würde durch die geplante Bebauung zerstört“, so Karbstein.
Auch Grünen-Bezirksbeirat Patric Liebscher meldet sich im Schreiben an die Presse zu Wort: „Die Sparkasse Rhein Neckar Nord tut sich mit diesem Bauantrag keinen Gefallen.“ Gerade eine öffentliche Sparkasse müsse doch das Gemeinwohl im Blick behalten und dürfe nicht allein auf den Profit schauen. „Zwar braucht Mannheim auch zusätzlichen Wohnraum. Aber nachdem bereits die Freiflächen an der Landteilstraße und auf dem Pfalzplatz für Kita- und Wohnbebauung genutzt werden sollen, ist eine weitere Verdichtung des bereits eng bebauten Stadtteils Lindenhof städtebaulich nicht vertretbar“, so Liebscher. Aus diesen Gründen appellieren die Grünen an den Aufsichtsrat und den Vorstand der Sparkasse, „das Vorhaben zu überdenken und dabei auch die negative öffentliche Wirkung desselben in Betracht zu ziehen“.
Der Lindenhöfer FDP-Bezirksbeirat Wolf Engelen zeigt sich ebenfalls nicht begeistert von den Bauplänen der Bank. „Die völlige Überbauung der Gesamtfläche ist wie geplant meiner Meinung nach nicht möglich, da dadurch die bestehende Stadtlandschaft nachhaltig zerstört wird“, meint er. Seine Begründung: „Auf diesem relevanten Punkt laufen vier Straßen zusammen. Es ist also keine simple Straßenkreuzung, sondern ein schon in der Vergangenheit entstandener Straßenstern und in der Folge ein Platz, den man heute auch als Stadtlandschaft bezeichnet“, schreibt Engelen in einem Antrag, das Thema als Tagesordnungspunkt für die nicht-öffentliche Bezirksbeiratssitzung am 15. Juli sowie die öffentliche Sitzung am 23. September aufzunehmen.
Die bisherige Bebauung der Sparkasse habe dem Bild der Stadtlandschaft Rechnung getragen, so Engelen weiter, da nur etwa die Hälfte des Grundstücks überbaut sei. Die andere Hälfte zur Mitte hin sei hingegen mit einer Stehle bestückt und Natursteinen gestaltet und werde von den Lindenhöfern unter anderem zum Verweilen genutzt. Wolf Engelen geht in seiner Begründung auch auf die Bebauung der näheren Umgebung des Vorplatzes ein, die mit teils denkmalgeschützten Gebäuden ebenfalls die Stadtlandschaft bilde. Der FDP-Politiker schlägt daher vor, dass die Sparkasse einen Neubau errichten soll, der den an die Schwarzwaldstraße und die Emil-Heckel-Straße angrenzenden Teil so gestalte, dass dieser sich harmonisch an die bestehende Stadtlandschaft anpasse. „Dies könnte sowohl mit Bäumen, Büschen und Bänken, eventuell Springbrunnen gestaltet werden“, schreibt Wolf Engelen.
Was schließlich mit dem Sparkassenvorplatz passiert, steht bislang allerdings noch in den Sternen.
„Es ist aktuell völlig offen und hängt letztlich neben der Wirtschaftlichkeit vor allem von der Umsetzbarkeit an diesem speziellen Ort ab“, teilt der Sparkassensprecher mit. Sicher jedoch ist, dass die Planungen bereits jetzt schon von mehreren Seiten genau beobachtet werden und bestimmt noch einige Diskussionsrunden anstehen. jm