„Schmuckstück“ oder „Betonwüste“?

Keine Frage: Das Glücksteinquartier, das in den letzten Jahren im Lindenhof enstanden ist und auch noch entsteht, prägt den Stadtteil. Erfreulich ist, dass dadurch neuer Wohnraum, neue Arbeitsstellen und viele weitere neue Möglichkeiten geschaffen werden. Doch rein optisch wird so mancher Bau in der Bevölkerung hinterfragt und diskutiert. So war es beim „Neuen Technischen Rathaus“, das – fast komplett in schwarz – nach Meinung einiger Bürger einen eher düsteren Eindruck hinterlässt. Nun ist die Neugestaltung des Lindenhofplatzes vor dem Viktoria-Turm offiziell abgeschlossen. Während in einer Pressemitteilung der Stadt das Ergebnis sehr gelobt wird, gibt es auch hier wieder kritische Stimmen aus der Bevölkerung. Und so wie es sich heutzutage gehört: natürlich vor allem in den sozialen Medien. Lindenhof aktuell hat sich mal umgeschaut.

„Mannheim in Bildern“ heißt die Seite auf facebook, auf der sich der Mannheimer so richtig optisch austoben kann. Eine sehr ansprechende Seite, auf der man auch so manches Schmuckstück (Bilder aus vergangenen Jahren) oder verborgene Ecken, die man sonst nicht findet, entdeckt. Natürlich wird auch hier der Lindenhof oft ins Bild gesetzt, vor kurzem so auch der neu gestaltete Lindenhofplatz, der in Zukunft der zweite große Zugang zum Hauptbahnhof sein soll. Und hier entsponn sich auf Grund einiger geposteter Bilder eine interessante Diskussion – noch ehe die offizielle Pressemitteilung der Stadt veröffentlicht wurde.
Mit knapp 250 Kommentaren wurde diese Bilder bedacht – und überwiegend negativ. „Trostlos“, „Betonwüste“ und „karg“ waren da noch die freundlicheren Bezeichnungen, die die Kommentarleiste schmückten. Vor allem, angesichts der aktuellen Diskussion zum Klimawandel, sei das nach Meinung vieler User fehlende Grün auf dem Platz ein Disaster. Oder eine „Chance, die nicht genutzt wurde“. „Sieht so die Zukunft“, bzw. „die grüne Umweltpolitik“ aus, fragten zwei User? Freiraum würde weiter umweltschädlich versiegelt.
In der Pressemitteilung der Stadt wird jedoch klargestellt: „Beim Neubau des Platzes konnten nahezu alle bestehenden Bäume erhalten bleiben und mittels sogenannten Grünschollen ökologisch ergänzt werden“. Also eigentlich mehr Grün als vorher – zumindest auf dem neu gestalteten Areal.
Nun sind Grünflächen und vor allem Bäume ein sehr sensibles Thema in der Lindenhöfer Bürgerschaft, seit das Regierungspräsidium Karlsruhe seine Sanierungspläne zum Rheindamm bekannt gab. Da wird dann natürlich auch im Glückstein-Quartier mal genauer hingeschaut. Und mit „Chance nicht genutzt“ meinen viele Kommentatoren sicher auch, dass es eben auf Grund der aktuellen Situation möglicherweise mal ein wenig mehr hätte sein dürfen als „erhalten“ und „ergänzt“.
Fakt ist allerdings auch: Der Lindenhofplatz wird der zweite große Zugang zum Hauptbahnhof. Und wird deshalb in nicht allzu ferner Zukunft wahrscheinlich sehr stark frequentiert sein. Sprich: Es muss für Zugänge, Durchgänge und Haltestellen gesorgt sein, damit der Personenverkehr reibungslos abläuft. Nicht zu vergessen sei die Versorgung der Menschen: „Durch die Schaffung von befestigten Freiflächen wird künftig auf dem Platz auch Außengastronomie möglich sein“, so die Pressemitteilung. Bahnhofszugänge sind in Deutschland ja nicht unbedingt dafür bekannt herausstechende Biotope in der Stadtplanung zu sein.
Ganz anders sieht es in der unmittelbaren Umgebung des Platzes aus. Hier kann möglicherweise noch geplant, beziehungsweise eingegriffen werden. Zum Beispiel an der Stelle, an der momentan noch Parkplätze zu finden sind – umringt von Bäumen. Diese sollen nach Informationen von Lindenhof aktuell einem Neubau weichen. Dann nützt der gepriesene Erhalt der wenigen Bäume auf dem neuen Platz auch nicht viel.
Es ist also ein zweischneidiges Thema – ist der Lindenhofplatz eine Betonwüste oder ein Schmuckstück? Weder noch, er ist ein Bahnhofszugang. Dass ausgerechnet an dieser Stelle etwas für eine grünere Stadt getan werden sollte, war nicht zu erwarten. An anderen Stellen im Stadtteil kann man das allerdings sehr wohl. sabi

i „Weitere Infos der Stadt: Nach rund anderthalbjähriger Bauzeit steht der Platz nun der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung. Die Gesamtkosten des Platzes belaufen sich insgesamt auf circa 6,2 Millionen Euro. Der neue Lindenhofplatz bildet das Pendant zum Willy-Brandt-Platz, dem Bahnhofsvorplatz, der sich seit Mai 2021 im Bau befindet. Zukünftig werden beide Plätze in einem ähnlichen Stil erneuert sein. Mit dem im Bau befindlichen Zugangsgebäude zum Hauptbahnhof/Fahrradparkhaus der MPB am nördlichen Rand des neuen Lindenhofplatzes wird der Platz bis zur Bundesgartenschau einen stadträumlichen Rahmen und das Glücksteinquartier im Lindenhof ein weiteres bauliches Highlight erhalten.“