Rundes Jubiläum an der Diesterwegschule

Vielen ist das vielleicht gar nicht so bewusst. Die Diesterwegschule in der Meerfeldstraße wird Anfang nächsten Jahres sage und schreibe 100 Jahre alt. Einer, der das Jubiläum aber schon direkt vor Augen hat, ist Schulrektor Benjamin Zschätzsch. Seit drei Jahren ist er für den Schulbetrieb in diesem altehrwürdige Gebäude nun verantwortlich. 

„Es ist etwas Besonderes“, sagt er über seine Tätigkeit an der Grundschule, was aber nicht nur an den alten Gemäuern liege, sondern auch an seinen Kollegen, den Eltern, den Kindern und dem aktiven Förderverein. „Wir haben eine gute Mischung.“

Ein 100-Jähriges will auch gefeiert werden. Am 7. Mai 2016 stehe daher ein großes Schulfest für alle an, verrät der Rektor. Programmtechnisch befinde sich allerdings noch einiges in der Planung, an Details werde noch gefeilt. Doch das Motto steht schon fest: „Schule früher, heute, morgen“. Eventuell lernen die Festbesucher dabei den Namensgeber der Grundschule, Friedrich Adolph Wilhelm Diesterweg, näher kennen. Der deutsche Pädagoge lebte von 1790 bis 1866.

Rund 300 Schüler besuchen aktuell die Diesterwegschule. Genau wie einige alteingesessene Lindenhöfer die vielen Jahre zuvor, als die Einrichtung teilweise noch eine Volksschule war. Und so schreibt auch der Autor Wolf Engelen in seinem Buch „Unser Lindenhof“ in seinem Kapitel über die Einrichtung: „Wer kennt sie von uns nicht – unsere Diesterwegschule? Die Gerüche, die bekannten Treppenaufgänge, der Schulhof, ein wesentliches und prägendes Element der Kindheit ist eine solche Schule und die Lehrer natürlich auch.“ Engelen stellt den Entstehungsweg der Diesterwegschule aus historischer Sicht dar. Bereits 1909 habe man sich über den Bau Gedanken gemacht. In der Lindenhof- und Schillerschule wurde es gegen 1913 jedoch so langsam eng. Einige Klassen hatten dort keinen eigenen Klassenraum mehr, was eine rasche Planung und Ausführung des Baus notwendig machte.

„Das in der Meerfeldstraße gelegene, städtische Grundstück mit einer Größe von 4811,50 qm erwies sich dafür am geeignetsten“, schreibt Engelen. Im Januar 1913 wurde die Vorlage des einstigen Volksschulgebäudes nebst Turnhallenbau genehmigt. Vorgesehen waren für den Bau rund 767.000 Mark. Damit entstand das vierstöckige Schulgebäude, dessen Dachgeschoss ebenfalls ausgebaut wurde. 24 Klassenzimmer fanden darin Platz. Jedes Zimmer war für 54 Schüler ausgelegt. „Diese Unterrichtsräume waren zum Hof gelegen, um eine Störung des Unterrichts vom Straßenlärm auszuschließen, zumal auch eine zweigleisige Straßenbahn durch die Meerfeldstraße geplant war“, so Engelen. Da Jungen und Mädchen die Schule besuchten, gab es zwei Treppenhäuser, die wie der Korridor und die Toiletten zur Meerfeldstraße gerichtet lagen. Im Erdgeschoss lagen das Oberlehrer- und ein Lehrerinnenzimmer. Die Turnhalle im Hof erhielt ebenfalls ein Erdgeschoss für die Halle einer letztendlich nicht gebauten Realschule und eine zweite Turnhalle im Dachgeschoss für die Volksschule und zwei Werkstätten.

1916 wurden das Gebäude seiner Bestimmung übergeben. Es überlebte zwei Weltkriege mit einer teilweisen Zerstörung im Jahr 1943. Doch die Schule wurde nach den alten Plänen wieder instand gesetzt. „Die Räume belegte aber von 1947 bis 1957 zum Teil die Ingenieurschule, so dass bis zu deren Auszug die Volksschüler in mehreren Schichten unterrichtet werden mussten. 1957 besuchten die Schule wieder 822 Schüler in 24 Klassen“, schreibt Wolf Engelen.

Bis zum heutigen Tag gab es noch weitere kleinere und größere Veränderungen. Unter anderem wurde eine Turnhalle mit Hausmeisterwohnung gebaut, und 1974 nutzte auch die Justus-von-Liebig-Berufsschule freie Räume der Diesterwegschule, später sogar die Berufsakademie. 1982 folgte eine Generalrenovierung, die nach sieben Jahren abgeschlossen war.

Heute ist die Diesterwegschule eine reine Grundschule, an der sich rund 20 Lehrer um die Kinder kümmern. Dabei stützt sich die Arbeit auf verschiedene pädagogische Leitgedanken, wie auf der Internetseite der Stadt Mannheim (www.mannheim.de/bildung-staerken/diesterwegschule) zu lesen ist. Einer dieser Leitgedanken lautet: „Lernen ist ein lebenslanger Prozess. Wir wollen bei den Kindern die Freude am Lernen durch ein positives Lernklima und eine anregende Lernumgebung wecken und erhalten.“ Und das dürften die Kinder in dem betagten Gebäude, das nun doch schon so einiges erlebt hat und wahrscheinlich auch noch erleben wird, auch finden.              jm