„Mehr Verständnis für unsere Bäume“

Schon seit langer Zeit kümmern sich Bernhard Welker und Klaus-Dieter Kähler um die Bäume- und Pflanzenwelt auf dem Lindenhof, den beiden BIG-Mitgliedern liegen diese Themen einfach besonders am Herzen und sie kümmern sehr darum. Für ihr ehrenamtliches Engagement wurden sie unlängst sogar mit einer Urkunde der Abfallwirtschaft Mannheim bedacht. Darüber hinaus wollen sie aber auch die Bevölkerung für Themen rund um die Natur sensibilisieren und informieren. Hierfür lud die BIG zu einem Vortrag mit Werner Molitor. Der langjährige ehemalige Mitarbeiter des Grünflächenamtes Mannheim sprach zum Thema „Bäume in der Stadt … wir brauchen sie“.

Das Thema „Bäume“ hat im Lindenhof in letzter Zeit an besonderer Aktualität gewonnen, sollen doch im Zuge der Umbauarbeiten im Glückstein-Quartier vier Bäume in naher Zukunft gefällt werden. Auch auf diese Problem sollte am Ende des Vortrages eingegangen werden, doch zunächst erläuterte Molitor die Wichtigkeit der Gewächse in einer Stadt.

Mannheim zählt in etwa 3500 Straßenbäume, bei rund 300.000 Einwohnern und einem Baum pro zehn Einwohner liege man damit im Bundesdurchschnitt. Doch auch wenn Bäume im Stadtbild grundsätzlich positiv gesehen werden, gibt es immer noch Leute, die Argumente dagegen haben: „Bäume nehmen Licht weg“ oder „Äste und Blätter fallen auf mein Auto“ beispielsweise. „Aber selbst wenn man die ökologische Seite weg lässt, spricht viel mehr für Bäume“, erklärt Molitor, „sie erhöhen grundsätzlich auch den Grundstücks- und Immobilienwert“. Hinzu kommen weitere Pluspunkte. „Bäume spenden im Sommer Schatten, nehmen Staub auf und sind sogar in gewissem Maße Lärm mindernd. Doch das Wichtigste: Sie produzieren Sauerstoff.

„Der Mensch kann Wochen ohne Essen und Tage ohne Wasser überleben. Doch ohne Sauerstoff kommt er nur ein paar Minuten aus“. Eine 100 Jahre alte Buche beispielsweise hat etwa 600.000 Blätter, „solch ein Baum kann den Sauerstoffbedarf von zehn Menschen produzieren“, so Molitor. Und im Stadtgebiet ist diese Leistung besonders wichtig. 2300 Gramm CO2 bindet ein alter Baum in der Stunde in etwa, ein Auto stößt in der selben Zeit rund 16.000 Gramm aus. „Eigentlich bräuchte man also sieben Bäume, um ein Auto zu kompensieren“, so Molitor. Der Baum müsse dafür allerdings vital und gesund sein, „das ist ja leider auch nicht immer der Fall“. Dieses Problem beschäftigt Molitor: „Ein Politiker, der viele Mittel für die Baumbepflanzung zur Verfügung stellt, aber keine Mittel für die Pflege, verschwendet im Grunde Steuermittel“, nur ein starker Baum nütze etwas. Für sehr schlecht hält Molitor daher auch die jährlichen Baumbeschneidungen der Stadt, bei denen Äste wegen des Autoverkehrs auf eine Höhe von vier Metern gestutzt werden. „Damit werden die Versorgungswege für den Baum viel länger“.

Bei der abschließenden Fragerunde aus dem Publikum wurde der Referent auch gebeten die Situation im Glückstein-Quartier zu bewerten. Hier sollen ein 60 und 40 Jahre alter sowie zwei 25 Jahre alte Bäume gefällt werden – aus „gestalterischen Gründen“. „Das darf nicht zählen, da gibt es immer Lösungen“, so Molitor. Die Stadt will das mit Neupflanzungen von jungen Bäumen (Winzlinge) zwar kompensieren, aber das reiche bei weitem nicht aus. Wenn man den ökologischen Wert für diese vier Bäume ersetzen will, so überschlug er grob, müsste man etwa 1200 Winzlinge pflanzen. Und grundsätzlich: „Es gibt eine Baumfällsperre für Privatpersonen – warum gilt die für die Stadt nicht“, fragt Molitor.

Die BIG kämpft deshalb weiter für den Erhalt der Bäume, so liegen im Stadtteil momentan Unterschriftlisten aus, wo jeder Bürger sich für den Erhalt einsetzen kann. Zudem sind die vier Bäume auf Antrag von Wolf Engelen Thema in der nächsten Bezirksbeiratssitzung am 27. April (19 Uhr, Lanz-Kapelle).        sabi