Mehr Kontrollen helfen kaum gegen den Parkdruck

Vier Wochen lang waren Politessen und Mitarbeiter des Kommunalen Ordnungsdienstes (KOD) besonders im Lindenhof unterwegs. Das Ergebnis: fast 1800 Verwarnungen und die Erkenntnis, dass Knöllchen nichts gegen den generellen Parkplatzmangel bringen.

 

Vom 20. Oktober bis 14. November war der Kommunale Ordnungsdienst (KOD) im Lindenhof verstärkt unterwegs. Was das genau bedeuten sollte, erklärte Anfang November der Erste Bürgermeister und Sicherheitsdezernent Christian Specht den interessierten Bewohnern an der Lanz-Kapelle. Außerdem sammelten er sowie Mitarbeiter des KOD und Politessen Hinweise aus der Bevölkerung zu wahrgenommenen Missständen, denen sie dann gezielt nachgehen wollten.

„In den Schwerpunktswochen wird täglich ein Team des KOD eingesetzt“, erklärte Specht. Und so waren die Mitarbeiter vier Wochen lang zu verschiedenen Uhrzeiten zweimal am Tag unterwegs, richteten ihr Augenmerk auf viele Dinge, beispielsweise auf Hundebesitzer, deren Vierbeiner innerhalb der geschlossenen Bebauung angeleint sein müssen. Außerdem ist es an Herrchen oder Frauchen, den Hundekot zu beseitigen. Die Kontrolleure konzentrierten sich ebenfalls auf den fließenden Verkehr, vor allem dort, wo Bürger ein besonderes Bedürfnis sahen: darunter die Lindenhof-, die Meerfeld-, die Meerwiesen- und die Speyerer Straße. Auch die Politessen besuchten Bereiche, zu denen Hinweise aus der Bevölkerung vorlagen. Schwerpunktmäßig waren sie in Anwohner-Parkzonen und in der Fußgängerzone Meerfeldstraße unterwegs.

„Die Beschwerdelage im Bereich Lindenhof ist zwar nicht die geringste, liegt aber trotzdem eher im hinteren Mittelfeld“, erklärte Katja Scheer, stellvertretende Leiterin des Ordnungs- und Servicedienstes der Stadt Mannheim. Die Parkplatzsituation liege den Lindenhöfern besonders am Herzen. Der Stadtteil sei geprägt durch viele Fahrzeuge und wenig Parkplätze. Besonders prekär würde es ab 18 Uhr werden, wenn freies Parken – also ohne Zeitbegrenzung – erlaubt ist. „Für die Bewohner ist das ein zweischneidiges Schwert“, ist sich die Stadtmitarbeiterin bewusst. Einerseits halten die eingeschränkten Parkzeiten von 9 bis 18 Uhr, wenn man in bestimmten Bereichen nur eine beziehungsweise drei Stunden parken darf, Dauerparker fern. Andererseits werden unter Umständen auch die Anwohner selbst erwischt, die ihr Auto nach 18 Uhr abstellen, aber am Folgetag vor 9 Uhr nicht wegfahren – beziehungsweise keine Parkuhr reinlegen. „Von 19 Bürgeranliegen, die an die Stadt im Oktober herangetragen wurden, waren 17 in Sachen ‚Parken’“, bestätigte auch der Erste Bürgermeister noch einmal das Interesse der Lindenhöfer an der Parksituation. Im vergangenen halben Jahr wären es etwa 170 Anliegen aus dem Lindenhof gewesen, 130 davon zielten auf die Parksituation ab. Die Schwerpunkte liegen laut Specht dabei in der Meerfeld- und Rennershofstraße, am Stephanienufer, in der Windeck- und Meerwiesenstraße sowie in der Rheindamm- und John-Deere-Straße. Ein weiteres Thema, das den Bürgern auf den Nägeln brennt, seien die Wildtiere, unter anderem Füchse, die durch Müll angelockt werden.

Im November sollten, so verkündete Christian Specht, die Bürgerbeschwerden systematisch abgearbeitet werden, unter anderem, um mögliche Strategieänderungen beim Kontrollieren vorzunehmen. Eine dauerhafte Verstärkung der Kontrollen im Lindenhof konnte er jedoch nicht versprechen. „Wir haben nicht genug Leute“, sagte der Sicherheitsdezernent. Für ihn sei die Aktion auch dazu da, Bewusstsein zu schaffen.

„Mehr Kontrollen“ war jedoch auch eine Forderung, die ein Lindenhöfer dem Bürgermeister ans Herz legte. Den maroden Bodenbelag des Meeräckerplatzes sprach ein anderer Bürger an. Und wieder ein anderer nannte den Pfalzplatz als Problempunkt, vor allem bezüglich der Hunde, der Parksituation und der Parkplatzmarkierungen. Nach und nach trudelten an diesem Vormittag weitere Informationen ein, die den Kontrolleuren als Grundlage für ihre Rundgänge dienten. Die Politesse Jeannette Heinrich hatte sie sorgfältig notiert – um den Überblick nicht zu verlieren.

Die Ordnungshüter gingen unter anderem folgenden Hinweisen aus der Bevölkerung nach: ordnungswidriges Parken auf Geh- und Radwegen. Hierzu teilte die Stadt auf Anfrage von Lindenhof aktuell mit, dass die Lindenhof- und Meerfeldstraße bei der Schwerpunktüberwachung mehrfach durch Politessen kontrolliert wurde. Lärmverursachendes Verhalten durch Jugendliche auf dem Kinderspielplatz in der Meerwiesenstraße war ein weiteres Anliegen der Bürger. „Die Örtlichkeit wurde vom Kommunalen Ordnungsdienst häufig bestreift, vor allem in den Abendstunden. Es konnte kein beschwerdeträchtiges Verhalten festgestellt werden“, so die Stadt Mannheim.

Bei ihren Streifengängen konnten die KOD-Mitarbeiter direkt von Bürgern angesprochen werden. Hinweisen, die über die Markplatzwache an den Fachbereich Sicherheit und Ordnung herangetragen wurden, gingen die Sicherheitsmitarbeiter ebenfalls nach. „Die Politessen haben in den vier Wochen der täglichen Schwerpunktüberwachung im Stadtteil Lindenhof insgesamt 1757 Verwarnungen erteilt. Die Auswertung der mobilen Geschwindigkeitskontrollen ist bisher noch nicht abgeschlossen“, heißt es im Antwortschreiben der Stadt. Abschließend teilte diese mit: „Es hat sich bestätigt, dass der Stadtteil Lindenhof im Vergleich zum gesamten Stadtgebiet keinen besonderen Schwerpunkt wegen generellen, ordnungswidrigen Verhaltens oder Bürgerbeschwerden bildet. Die Politessen werden auch in Zukunft ein Augenmerk auf die Parkraumüberwachung, insbesondere in den Bewohnerzonen des Stadtteils, legen. Dem hohen Parkdruck auf dem Lindenhof lässt sich allerdings nicht allein mit der Überwachung des ruhenden Verkehrs begegnen, vielmehr sind auch neue stadtplanerische Konzepte gefragt.“        jm