Lieber Duschen statt Stadtspaziergang

„Erschöpft, aber guter Dinge, weil ich angekommen bin.“ Noch ein wenig außer Atem berichtete Andreas Fath, der Professor, der den Rhein durchschwamm, von seiner Etappe nach Mannheim. Er erreichte die Quadratestadt Mitte August an den Rheinterrassen. Eigentlich wollte er zwei Stunden früher eintreffen, aber das Hochwasser bei Karlsruhe bremste die Tour des Vortags etwas aus. Er durfte nicht weiter schwimmen. Dennoch ließ er es sich nicht nehmen, die verlorenen 25 Kilometer einfach an diesem Sonntag dranzuhängen. „Es soll mir keiner nachsagen, dass ich nicht den ganzen Rhein durchschwommen hätte“, erzählte Fath lachend. Sein Ziel, Hoek van Holland, erreichte er planmäßig am 24. August.

Trotz berichteter Erschöpfung erschien er überaus fit. Sein Gesicht war dick mit einer Fettcreme eingerieben. Er trug eine weiße Schwimmkappe und einen schwarzen Neoprenanzug, der ihn gegen die Kälte des Wassers schützt. „Die Strömung war gut. Keine Stausstufen mehr, keine Schleusen mehr, und der Landgang in Speyer hat mir gut getan“, so der leidenschaftliche Marathonschwimmer weiter. Der Landgang war für Fath ein Muss, denn er ist gebürtiger Speyrer. Dort habe er viele Freunde und Bekannte getroffen.

Mit 80 Kilometern war die Etappe von Karlsruhe nach Mannheim die längste. Am Ufer standen rund 50 Menschen, die den Wissenschaftler mit Applaus empfingen. Auch seine Familie befand sich darunter, sichtlich erleichtert das Oberhaupt wieder wohlbehalten anzutreffen. Mannheims Umweltbürgermeisterin Felicitas Kubala begrüßte den 49-Jährigen, erkundigte sich nach seinen Erlebnissen und seinem Wohlbefinden.

Eigentlich hätte Fath ja auch seine Tagesetappe in Speyer beenden können, aber das winkte er locker ab: „Dann wäre es ja morgen mehr geworden. Wir haben einen Etappenplan, und am 24. will ich in Hoek van Holland sein. Dann habe ich noch eine Woche, um Klausuren zu korrigieren, und danach will ich in den Urlaub fahren.“

Der Chemieprofessor startete seine Tour am 28. Juli am Tomasee in der Schweiz. Seine Aktion diene dazu, für sauberes Wasser und einen effektiven Wasserschutz zu werben, erklärte er. Täglich wurden dafür mehrere Wasserproben entnommen und untersucht.

Und wie ist die Wasserqualität in Mannheim? „Ich habe jetzt keinen Unterschied gespürt zu Speyer und davor auch nicht. Im Hochrhein ist es ein bisschen frischer. Da denkt man, es wäre auch sauberer.“ Die Analysewerte hatte der Professor bis dato aber noch nicht gesehen. Zum pH-Wert konnte er jedoch schon etwas sagen. Der nehme ab der Quelle zu. Geschuldet sei dies dem Pflanzenwachstum und der entsprechenden CO2-Produktion. Das könne man anhand von Schnelltests feststellen. Andere Stoffe wie Süßstoffe, Hormone, Arzneimittel, Verhütungsmittel oder Kontraststoffe – alles, was Kläranlagen nicht schaffen, auszufiltern – bedürfen einer genaueren Analyse.

Ob es zu einem kurzen Spaziergang nach Mannheim reiche, wollte die Umweltbürgermeisterin wissen? „Ich glaube nicht. Jetzt gehe ich erst einmal duschen“, so Fath. Den Neopren abzuschälen, da freue er sich immer am meisten drauf. „Selbst, wenn ich abends im Bett liege habe ich das Gefühl, dass der immer noch drückt. Der ist in der Zwischenzeit eine zweite Haut geworden.“ Nebenbei gibt er augenzwinkernd zu, dass seine abendliche Dusche auch nicht Wasser sparend sei. „Da stehe ich dann schon so eine halbe Stunde drunter. Das ist einfach entspannend und dient zum Aufwärmen.“

Zu den Herausforderungen der anschließenden Strecke nach Mainz konnte Fath bei seiner Ankunft noch nichts sagen. „Das habe ich mir noch nicht angeschaut. Aber jetzt geht es im freien Fall nach Hoek van Holland. Die Schwierigkeiten liegen eigentlich hinter uns – der Vorderrhein mit der starken Strömung, Kälte, Felswände.“             jm