Lehrstück in Pfälzer Mundart

Jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist rein zufällig und nicht beabsichtigt – so heißt es oft im Vorspann beim Film und auch bei der neuen Komödie im Prinzregenten Theater könnte man das so stehen lassen. „Tratsch im Treppenhaus“, ein Schwank in vier Akten von Jens Exler, hat einst mit Heidi Kabel und dem Ohnsorg-Theater Fernsehgeschichte geschrieben. In der Bearbeitung und unter der Regie von Bernhard Dropmann ist das amüsante und kurzweilige Lehrstück über die menschliche Natur nun in Pfälzer Mundart zu sehen.

Bemerkenswert ist dabei nicht nur das Gespür für Sprache und Situationskomik, sondern auch die Liebe zum Detail – etwa beim aufwändig gebauten Bühnenbild. Die Mieter sind auf zwei Stockwerke plus Gemeinschaftstoilette verteilt. An den Fenstern tauchen immer mal wieder miauende Kätzchen auf, Mäuse laufen übers Geländer und eine Spinne seilt sich aus ihrem Netz ab. Die Handlung spielt im Treppenhaus eines alten Mietshauses im Hemshof.

Die „Ratsch“ Agathe Hufnagel (Ute Leonhardt) tyrannisiert durch Tratsch, Lügereien und üble Nachrede die Hausbewohner. Sie ist meistens im Treppenhaus anzutreffen, wo sie an Türen horcht und spioniert, um das Erlauschte dann sofort an den „richtigen Mann“ zu bringen. Dabei versucht sie stets, die anderen Mieter gegeneinander auszuspielen und selbst gut dazustehen. Doch nach und nach schließen sie sich zu einer kleinen Gemeinschaft zusammen und erteilen ihr eine heilsame Lektion. Bis dahin geht ihr etwa der Steuerinspektor a. D. Hoiner Krummbügel (Roland Ehemann) auf den Leim, ein „alter Motzkopp“ mit weichem Kern. Der lässt seinen Neffen Harald (Uwe Winter) in seiner Kammer wohnen. Gleich daneben logiert die schöne Nicole (Nicole Winter) als Untermieterin der gutmütigen Babette (Annette Zimmermann), was eigentlich nicht erlaubt ist. Die Tratschtante bekommt das natürlich mit und schwärzt sie beim Vermieter (Klaus Sokoli) an. Ihren Vater (Günther Becker) kann Nicole nicht um den Finger wickeln. Der will sie zurück nach Hause holen, damit sie ihren Verpflichtungen als Unternehmertochter nachkommen kann.

Für weitere Verwirrung sorgen die ehemalige Friseuse Anneliese (Uschi Graf) und deren zahlreiche Herrenbesuche (alle gespielt von Charles Pilittu) sowie der schwule Nachbar Mario (Josh Juhn). Diese Figuren kommen im Original nicht vor, sondern wurden von Bernhard Dropmann ergänzt. Sie sorgen für zusätzlichen Zündstoff und viele Lacher. Die Rollen scheinen dem Ensemble auf den Leib geschrieben zu sein. Dabei kennen sich die Darsteller schon von anderen Produktionen und sind auf einander eingespielt.

„Wir sind alle ein bisschen verrückt, sonst würden wir das nicht machen“, erzählt Ute Leonhardt nach der Premiere. Viele kennen sie als Inhaberin der Postagentur in der Hohenzollernstraße. „Die Stimmung ist hinter der Bühne genauso gut wie davor“, sagt sie im Gespräch mit Friesenheim aktuell. Inspiriert wurde Autor Jens Exler einst von eigenen Erfahrungen als Mitarbeiter einer Wohnbaugesellschaft. Auf die Frage, ob sich der eine oder andere Mieter wiedererkannt hat, sagte er nur:  „Wo denken Sie hin?  Alle, an die ich beim Schreiben gedacht hatte, waren der festen Überzeugung, nur die anderen könnten so sein.“          hbg

i Die Komödie „Tratsch im Treppenhaus“ nach Jens Exler ist bis 25. Februar im Prinzregenten Theater, Prinzregentenstraße 45, zu sehen. Karten gibt es unter Telefon 0621/52 52 40 (www.prinzregenten-theater.de).