Kleine Fläche sorgt für viel Unmut

Eigentlich ist es auf den ersten Blick nur eine recht kleine Fläche in der Landtteilstraße neben dem Sanitätshaus Wagner, aber das Ärgernis vieler Lindenhöfer darüber ist groß. Der Platz ist verschmutzt. Er verlottert zunehmend. Und offensichtlich passiert nicht viel. Die Stadt Mannheim, der die Fläche gehört, kümmert sich anscheinend kaum darum.

 „Das interessiert wohl niemanden mehr“, meint der Zweite Vorsitzende des Gewerbevereins Lindenhof, Wolfgang Zumkeller.„Aber es ist ein anderes Bild notwendig. Immerhin ist der Lindenhof das Eingangstor für viele Touristen, wenn sie am Mannheimer Hauptbahnhof ankommen“, fährt er fort. Zumkeller verfolgt die Geschichte schon eine ganze Weile, berichtet von Ortsterminen mit Mitarbeitern der Stadt Mannheim. „Der Platz war früher noch verwilderter“, so Zumkeller. Immerhin habe das Grünflächenamt gehandelt, sei einst mit Baggern angerückt und habe alles eben gemacht.

Heute befinden sich zwei Car-Sharing-Parkplätze darauf, die restliche Fläche dümpelt aber wieder vor sich hin. Es wird wild geparkt. „Jeder redet sich aus der Geschichte heraus“, berichtet der zweite Gewerbevereinsvorsitzende von seinen Erfahrungen. Es habe mehrfach Schriftverkehr mit der Stadt und Bürgern gegeben. Ohne befriedigendes Ergebnis. „Für die Stadt ist das eine finanzielle Angelegenheit“, mutmaßt Zumkeller. „Die hat für so etwas kein Geld.“ Wahrscheinlich müsse erst etwas passieren, bevor die Stadt tätig wird, sagt er. In Erinnerung hat Zumkeller dabei sogar alte Spritzen, die laut ihm auf dem Platz schon gefunden wurden – und nicht weit davon entfernt ist die Diesterwegschule mit vielen Kindern, die dort öfter vorbeilaufen.

Maßgeblich am oben erwähnten Schriftverkehr beteiligt war Helma Schäfer, die stellvertretende Vorsitzende der Bürger-Interessengemeinschaft Lindenhof (BIG). Auch ihr ist dieser Platz schon lange ein Dorn im Auge. „Seit 2011 bin ich da dran“, erzählt sie Lindenhof aktuell. Ausschlaggebend war unter anderem ein Anruf einer Lindenhöferin, die in der Nähe des Platzes wohnt. Sie berichtete von großen Ratten, die dort ihr Unwesen trieben. Helma Schäfer kennt vielleicht auch den Grund: „Viele Kinder werfen dort ihre Pausenbrote weg. Und die Ratten wissen, wo es ihnen schmeckt.“ Auch über die Spritzen, die beim Müllsammeln gefunden wurden, wusste sie Bescheid, hatte dies sogar fotografiert.

Die stellvertretende BIG-Vorsitzende nahm im Lauf der Jahre öfter Kontakt zur Stadt Mannheim auf – per Telefon, per Mail, sogar persönlich. Sie begutachtete den Platz vor Ort mit Mitarbeitern der Stadt. Die Stadt zeigte ihr zufolge auch Verständnis. Das große Aber folgte zugleich: „Wir haben kein Geld“, bekam Schäfer nicht nur einmal gesagt. „Aber das kann ich langsam nicht mehr hören“, sagt sie verärgert. Außerdem sei das Grundstück neben dem Sanitätshaus eine von vielen freien Flächen, die dasselbe Schicksal teilten, so die Aussage seitens der Stadt. Die Problematik ist dort also im Bewusstsein.

Dennoch lässt Helma Schäfer nicht locker. Sie brachte einst den Vorschlag an, Dauerparkplätze aus der Fläche zu machen. „Auch die Stadt habe darüber schon gesprochen, hatte man mir gesagt“, so Schäfer. Es käme aber nur eine „interimsweise Nutzung als Parkplatz“ infrage, wie es in einem Antwortschreiben der Stadt an Helma Schäfer heißt. Ohne großen Aufwand könnten jedoch keine offiziell zulässigen Zu- und Abfahrtsmöglichkeiten für die interimsweise Nutzung als Parkfläche geschaffen werden, heißt es weiter. „Es gibt aber für alles eine Lösung – wenn man nur will“, meint das BIG-Mitglied.

In dem Schreiben vom April dieses Jahres teilte die Stadt Mannheim Helma Schäfer außerdem mit, dass überprüft werde, ob das Grundstück mit einem Wohnhaus bebaut werden kann, um der großen Nachfrage nach Wohnraum entgegenzuwirken. Schäfer wundert sich darüber, denn einerseits stünde dabei die Frage nach den Altlasten einer Tankstelle im Vordergrund, die sich dort in den 1970er Jahren befand, andererseits würde ein Haus die Fensterfront des Nachbargebäudes verdecken. „Das darf man nicht“, sagt Helma Schäfer, die sich auch diesbezüglich schon erkundigt hat.

Wie sieht es also aktuell aus mit dem schmutzigen Örtchen? Was bringt die Zukunft?  Lindenhof aktuell fragte beim Immobilienmanagement der Stadt nach. Der Mitarbeiter Raimund Becker sprach von einer unregelmäßigen Überprüfung der Fläche seitens der Stadt. Wenn die Fläche sehr verschmutzt sei, werde sie gereinigt. „Wir handeln auch bei Anrufen aus der Bürgerschaft, wenn der Platz wieder übermäßig verdreckt ist“, so Becker. Ein nächster Pflegetermin sei laut Immobiliemanagement voraussichtlich Mitte Oktober. Weitere Auskünfte durfte Becker ohne die Zustimmung seiner Vorgesetzten nicht geben. Auf eine schriftliche Anfrage von Lindenhof aktuell reagierte das Immobilienmanagement bis Redaktionsschluss leider nicht.

„Ich komme nicht weiter“, sagt Helma Schäfer. Sie habe viel diskutiert, und man habe ihr zugehört. „Man hat mir auch niemals etwas versprochen.“ Und man habe sie immer wieder gefragt, wie sie sich das Ganze vorstelle. „Aber das ist nicht meine Aufgabe. Ich reagiere auf die Anrufe der Bürger und setze mich für sie ein. Aber wie etwas umgesetzt werden kann, da muss sich die Stadt mit beschäftigen“, so die Lindenhöferin. Sie könne nur Gestaltungsideen anbringen.

Eine Idee, wenn es keine Parkplätze werden können, hat Helma Schäfer noch im Kopf. „Es würde sich anbieten, die Fläche zu asphaltieren und damit Fläche für kleinere Märkte zu schaffen. Vielleicht für einen Weihnachtsmarkt oder Ähnliches.“ Oder Gewerbetreibende des Lindenhofs könnten dort an bestimmten Tagen kleine Stände aufbauen und etwas anbieten. „Das kann doch nicht so teuer sein, dort Steine zu legen“, meint Schäfer. Die Lindenhöfer zumindest würden diese Idee begrüßen. Und es käme den Gewerbetreibenden zugute und sorge eventuell für eine attraktivere Einkaufsstraße, so Schäfer.

Jedoch heißt die Devise immer noch: Abwarten was passiert. „Ich befürchte, dass das noch eine Weile so bleibt“, schätzt Helma Schäfer. Eine Schlammschlacht bei Regen also, ein öffentlicher Mülleimer? Aber das BIG-Mitglied lässt sich nicht demotivieren: „Unser Hauptziel ist es, dass die Menschen nicht aus dem Lindenhof abwandern. Ich gebe nicht auf. Niemals.“        jm