Idyll zwischen Hochhaus-Türmen

Was waren das noch für Zeiten, als die Kugel Eis im Sommer noch zehn Pfennig kostete. Damals existierte noch ein „Kolonialwarenladen“ und ein Waschhaus im jungen Wohngebiet Froschlache in Friesenheim. Doch mit dem Siegeszug der Waschmaschine wurde dieses nicht mehr gebraucht. Die Räume konnten anderweitig genutzt werden – und zwar für spielende Kinder.

Doch es galt auch Abschied zu nehmen: Elke Sigmundczyk, die den Spielraum 38 Jahre lang geleitet hat, wird im Herbst mit 63 Jahren in Ruhestand gehen. Kinder hatten einen Tanz einstudiert und sie damit überrascht. „Jetzt weiß ich auch, warum ihr mich immer pünktlich in den Feierabend schicken wolltet“, scherzte Sigmundczyk.

Sie hatte zuerst im Bonhoeffer-Kindergarten gearbeitet und ist auf Wunsch der Eltern in die Froschlache gewechselt. „Ich war 25 Jahre alt, hatte nur vier Jahre Berufserfahrung und sollte gleich Leiterin werden“, erzählte sie. Das habe sie auch nur dank ihres Teams geschafft, das seit 16 Jahren personell unverändert und routiniert arbeite. Aus heutiger Sicht war Sigmundczyk „ein 100-prozentiger Volltreffer“, lobte Günter Tiefensee (76) von der Bürgerinitiative Spielraum Froschlache.

Er hatte die Idee zu der Einrichtung, in die heute täglich etwa 30 bis 40 Kinder zwischen fünf und 15 Jahren kommen, um gemeinsam zu spielen, werken oder sich einfach nur zu treffen. Denn für Kinder war die Froschlache mit vier Hochhaustürmen und viel Natur drum herum ein Paradies. Nur bei schlechtem Wetter hatten sie zum Spielen „höchstens die Flure“, erinnert sich Tiefensee. In die frei gewordene Waschküche sollte eigentlich eine BASF-Abteilung einziehen. Dank des BASF-Sozialwesens und des damaligen Bürgermeisters Günther Janson konnten die Räume für die Kinder gesichert werden. Träger ist der Verein der Bürgerinitiative. Die Raumkosten übernimmt die BASF, die Personalkosten zahlt die Stadt.

Tiefensee war auch einer der ersten Bewohner der Froschlache. „Dort unterzukommen, war schon was“, meint er. Junge, studierte Aniliner wohnten dort, oft bis sie sich ein Eigenheim leisten konnten. 29 Jahre lang, von 1973 bis 2001, wohnte Tiefensee mit seiner Familie in der Froschlache. Nach dem Auszug der Kinder sei die Fünf-Zimmer-Wohnung zu groß gewesen. Elke Sigmundczyk hat ebenfalls in der Froschlache gewohnt. „Der Ausblick ist einfach großartig.“ Im Ruhestand will sie zunächst Abstand halten – „die anderen mal machen lassen“. Immer wieder wurde sie auch von einstigen Bewohnern angehalten, umarmt und geherzt.

„Der Zusammenhalt ist hier einfach super“, erklärt Monika Eisele (52) das besondere Lebensgefühl in der Froschlache. „Man hilft sich gegenseitig.“ Als sie im Alter von zwei Jahren dort einzog, waren manche Etagen noch gar nicht fertig, erzählte sie. Das Image der Siedlung mit den knapp 400 Wohnungen habe zwischenzeitlich wegen der Belegung und des Bauzustands etwas gelitten, aber das ändere sich gerade wieder – unter anderem durch die Sanierung.           hbg