Europameisterin trainiert beim MFC

Es läuft nicht gut für die Damen des MFC: Das Landesliga-Team steht mit nur drei Punkten und einem verheerenden Torverhältnis auf dem vorletzten Platz in der Tabelle. Hauptgrund für die Misere ist wohl der Trainerwechsel vor der Saison, Juan Corrales, der die Damen in den letzten Jahren betreute und fast zum Aufstieg geführt hätte, verließ das Team. Seine Nachfolgerin, die vorherige Co-Trainerin Petra Kannengießer, konnte die Erwartungen des Vereins – und offensichtlich auch die der Mannschaft – nicht erfüllen. Viele Spielerinnen verließen den MFC, das sportliche Niveau sank. Genau hier will der Verein mit einer neuen Trainerin ansetzen: Mit Susanne Hartel kommt nicht nur eine erfahrene Bundesligaspielerin und Europameisterin, sondern auch eine große Persönlichkeit im Bereich des Frauenfußballs zum MFC. 

Es sind wahrscheinlich zwei Gründe, warum so eine Ausnahmefußballerin wie Susanne Hartel den Weg in den Lindenhof findet. Zum einen, weil es eigentlich eine Heimkehr ist: Von 1992 bis 2002 spielte sie in der Jugend der 08er, ehe die Karriere über die Station Viktoria Neckarhausen so richtig ins Rollen kam. Sie ist in Mannheim immer noch tief verwurzelt. Zum anderen spielt sicherlich auch ihr Vater eine Rolle – Klaus Hartel ist bekannterweise der Vorsitzende des MFC 08. Als Susanne auf die Welt kam, gab es zur Geburtsurkunde auch gleich die MFC-Mitgliedschaft dazu. Dass seine Tochter nun eine Trainerposition im Verein übernimmt, erfüllt ihn sichtlich mit Stolz: „Susi als Trainerin hier – das ist für den MFC ein absoluter Glücksfall. Sie kann sicherlich viel von ihrer Erfahrung weitergeben“.

Erfahrung hat Susanne Hartel in ihrer Karriere auf jeden Fall viel gesammelt. Bei einem Spiel der Badischen Auswahl 2003 wurde ein Scout auf sie aufmerksam. Kein Wunder, denn bei dem 5:0-Sieg ihrer Mannschaft schoss sie alle fünf Tore. Die Stationen ihrer Bundesliga-Karriere hießen dann 1. FFC Frankfurt (bis 2007), SC Freiburg (bis 2010) und zuletzt die TSG 1899 Hoffenheim. Dort erzielte sie in 54 Spielen sage und schreibe 43 Tore und war somit maßgeblich am Aufstieg in die 1. Bundesliga beteiligt. Ihre weiteren Erfolge: UEFA Womens Cup-Siegerin 2006, Deutsche Meisterin 2005 und 2007, DFB-Pokal-Siegerin 2007 sowie DFB-Hallenpokal-Siegerin 2006. Einer ihrer größten Erfolge aber war sicherlich die U19-Europameisterschaft mit der Nationalmannschaft in Island. Zu den vielen Erfolgen hätten sich aber sicherlich noch ein paar mehr gereiht, doch 2013 kam der Schock: nach einer schwerwiegenden Verletzung, einer OP und etlichen Reha-Maßnahmen musste Susanne Hartel ihre Karriere beenden. Schweren Herzens, wie sie sagt: „Es war einfach brutal von 100 auf null ausgebremst zu werden. Aber ohne Fußball kann ich nicht, mir war klar, dass ich dem Fußball immer verbunden sein werde“. Somit war der Schritt zum Trainer  ein kurzer. „Alles was ich erlebt habe, meine ganze Erfahrung, möchte ich gerne weitergeben“, so Hartel.

Mit sofortiger Wirkung betreut sie nun also das Frauen-Team des MFC und wird dabei von Co-Trainer Erdal Ertugrul unterstützt, mit dem sie gemeinsam in ihrer ersten Trainerstation, die C-Junioren des TSV Wieblingen, betreute – und prompt die Meisterschaft holte. Im administrativen Sektor – speziell im  Juniorinnen- und Frauenfußballbereich – ist zudem Klaus Daniel zum Verein gestoßen. Auch er ist kein unbeschriebenes Blatt, kann er doch mit dem Aufbau der Wieblinger Jugendabteilung beachtliche Erfolge vorweisen.

Mit diesem Team soll schließlich der sportliche Erfolg zu den MFC-Damen zurückkehren. „Ich will die Motivation und den Spaß wieder bringen“, so Hartel zu ihren Ambitionen, „zudem will ich eine Struktur hinein bringen, die Hand und Fuß hat“. Dass mit Hartel nun eine erfahrene Bundesliga-Spielerin das Team betreut und damit auch das Niveau sicherlich steigen wird, soll aber keinen Druck auf die aktuellen Spielerinnen des MFC erzeugen. „Ich lerne gerade alle kennen und sie mich. Es soll sich jeder wohl fühlen, auch wenn es eine Umstellung für die ein oder andere sein wird“, erklärt Hartel. Auch Vater Klaus sieht das so: „Klar wollen wir wieder erfolgreich werden, dazu muss aber einiges geändert werden. Es wird sicher bald professioneller zugehen und möglicherweise durch Susi die ein oder andere Spielerin zum MFC gelockt. Doch es wird niemand weggeschickt“, so der Vorsitzende, „wenn es so sein sollte und wir wirklich viele neue Spielerinnen anlocken, dann machen wir eine zweite Mannschaft auf“.           sabi