Bunker als Begegnungsstätte?

„Unbequeme Kolosse“, so bezeichnet Dr. Melanie Mertens vom Landesamt für Denkmalpflege in einem Beitrag die Hochbunker in Mannheim liebevoll. In vielen Stadtteilen gehören diese Kolosse schon lange zum Stadtbild, man hat sich an sie gewöhnt. So auch im Lindenhof in der Meerfeldstraße. Doch nun soll es Pläne geben, damit der ungenutze Raum sinnvoll eingesetzt wird. Stadträtin Dr. Heidrun Kämper lud deshalb vor kurzem zu einer Begehung.

Der Lindenhof wurde im Zweiten Weltkrieg hart getroffen, fast 90 Prozent der Gebäude verlor der Stadtteil durch Bombardierungen. So ist es nicht verwunderlich, dass der sogenannte Kastellbunker in der Meerfeldstraße zu einem der ältesten Gebäude im Lindenhof zählt. Während des Kalten Krieges in den 80er Jahren wurde das Gebäude revitalisiert und zu einem Atomschutzbunker umgebaut, in dieser Funktion aber glücklicherweise nie genutzt. Heute steht es weitestgehend leer, die Große Karnevals Gesellschaft Lindenhof (Grokageli) nutzt lediglich einige der Räume als Stauraum.
Seit 2005 ist die Bunkeranlage im Besitz der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima), seit 2010, nachdem die Zuführungsvereinbarungen mit dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe abgeschlossen waren, strebte die Bima eine endgültige Verwertung der fünf bundeseigenen Bunker in Mannheim an. Trotzdem hat sich in den vergangenen neun Jahren sehr wenig getan in und am Gebäude im Lindenhof, obwohl Grunstücke hier bekanntermaßen aktuell sehr begehrt und teuer sind. So mag es wohl die Tatsache sein, dass es eine sehr komplizierte und aufwändige Angelegenheit ist einen Bunker zurück zu bauen oder zu sanieren – sei es finanziell oder arbeitstechnisch.
Dies wurde auch bei der Begehung deutlich: Bis zu zwei Meter dicke Mauern umschließen die Räume, kein Licht strömt von außen hinein, so dass trotz Deckenleuchten eine bedrückende Atmosphäre herrscht. Dies umzubauen in einen modernen, besucherfreundlichen Raum scheint eine Herkulesaufgabe zu sein.

Trotzdem hat es sich Stadträtin Prof. Dr. Heidrun Kämper gemeinsam mit ihrer Partei zur Aufgabe gemacht, aus dem Kastellbunker etwas zu machen. „Auf dem Lindenhof fehlt es an Begegnungsorten für Bürgerinnen und Bürger“, so Kämper. „Der ungenutzte Bunker in der Meerfeldstraße könnte Potenzial haben, zumindest im Erdgeschoss eine Einrichtung, ähnlich einem Bürgerhaus, zu schaffen, um Vereinen, Parteien oder Musikgruppen zur Verfügung zu stehen“. Nun soll Anfang April ein „Runder Tisch“ mit Vertretern der Stadt einberufen werden, um die Machbarkeit eines solchen Projekts zu prüfen. sabi
i Weitere interessante Informationen zu den Bunkern in Mannheim gibt es im Internet unter www.marchivum-blog.de.