BIG Lindenhof: „Wir bleiben dran“

Die Sommerpause ist vorbei. Die Bürger-Interessen-Gemeinschaft (BIG) Lindenhof kämpft weiter gegen den geplanten Kahlschlag im Waldpark. Zur letzten Sitzung des Mannheimer Gemeinderats vor den Ferien hatten Ulrich Holl und Wolf-Rainer Lowack von der BIG Oberbürgermeister Peter Kurz dazu eine Petition mit rund 21.000 Unterschriften übergeben (wir berichteten). Jetzt agiert die Initiative für den Baumerhalt weiter zielstrebig hinter den Kulissen.
Wie die Vertreter der BIG erfahren haben, wird das Regierungspräsidium Karlsruhe (RP) den Antrag auf Durchführung des Planfeststellungsverfahrens bei der Stadt nun erst Mitte 2019 stellen – also ein halbes Jahr später als ursprünglich geplant. Man wolle die Ergebnisse des von der Landesbehörde beauftragten Gutachtens durch das Karlsruher Institute of Technology (KIT) berücksichtigen. „Wir versprechen uns davon nicht allzu viel. Denn wir glauben, dass dieses Gutachten das Vorhaben des RP nur bestätigen wird, weil es DIN-konform erstellt werden soll“, so Lowack. Er wertet die Verschiebung dennoch als einen ersten kleinen Erfolg der Initiative: „Dadurch haben wir auch mehr zeitlichen Spielraum.“
„In vielen Gesprächen mit Mannheimer Politikern und anderen Meinungsbildnern haben wir überwiegend sehr positive Erfahrungen gemacht“, berichtet Lowack. Zusammen mit dem Bezirksbeirat Wolf Engelen und dem BIG-Vorsitzenden Holl steht er seit einigen Wochen wieder in regem Austausch mit Mitgliedern des Gemeinderats, Bezirksbeiräten, Verbänden, Deichexperten, Ingenieuren und Bürgern. Der vom Regierungspräsidium Karlsruhe angestrebte Kahlschlag am Rheindamm treibt sie weiter um.
Nach wie vor geht es in erster Linie um das zentrale Anliegen ihrer Petition: ein neutrales Gutachten – in Auftrag gegeben von der Stadt Mannheim. Auch ein Termin mit dem Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz und der Umweltbürgermeisterin Felicitas Kubala stand kürzlich auf dem Plan. Obwohl das Gespräch in sehr konstruktiver Atmosphäre stattfand, blieb das Ergebnis enttäuschend: Wenn überhaupt, sei ein Gutachten durch die Stadt Mannheim frühestens mit der Antragstellung auf Planfeststellung durch das RP möglich. „Und das ist aus unserer Sicht sehr spät“, so Holl.
Weiterhin sind viele Fragen offen. „Insbesondere die Begründung für die Vernichtung der Bäume ist fraglich. Vor allem bezweifeln wir, dass eine Standardlösung, wie sie die DIN 19712 empfiehlt, auf die besondere Situation am Rheindamm zwischen Lindenhof und Neckarau anwendbar ist“, betont Holl. Selbstverständlich sieht auch die BIG Hochwasserschutz als wichtig an. Aber es liege unter anderem bis heute kein fundierter Nachweis vor, dass die 30 bis 50 Meter breite baumfreie Zone entlang des Damms sein muss. „Beispiele aus anderen Teilen Deutschlands belegen, dass durch intelligente Baumaßnahmen Dämme saniert und Bäume trotzdem bleiben können. Letztlich darf ein solches Großprojekt nicht an den Kosten scheitern.“ Gerade der letzte Sommer habe eindrucksvoll gezeigt, wie lebensnotwendig Bäume sind, schon allein für die Abkühlung einer Stadt, die Feinstaubbindung und die Produktion von Sauerstoff. „Wenn die Pläne des Regierungspräsidiums Karlsruhe rücksichtslos durchgezogen und Tausende alter Bäume gefällt werden, wird für die nächsten Generationen ein einzigartiges Juwel der Stadt Mannheim teilweise unwiederbringlich zerstört werden“, bekräftigt Engelen.
Die BIG steht selbst in Kontakt mit potenziellen Gutachtern. „Wir streben dabei weiterhin an, dass die Stadt Mannheim Auftraggeberin für das von uns gewünschte unabhängige Gutachten ist. Und das nicht nur wegen der zu erwartenden Kosten, sondern vor allem, um ein gemeinsames Vorgehen der Stadt und der Initiative sicherzustellen.“ Sollte sich das aber nicht oder zu spät verwirklichen lassen, ist die BIG bereit, selbst ein Gutachten in Auftrag zu geben. Erste konkrete Spendenzusagen für diesen Fall hat sie von Mannheimer Bürgern bereits erhalten.                  zg