Bürger wollen sich gegen Baugebiet wehren

In Friesenheim könnte es schon bald eine neue Bürgerinitiative (BI) geben. Anlass ist das geplante Neubaugebiet Luitpoldstaße Nord zwischen Zehnmorgenweiher und dem Friesenheimer Altenpflegeheim. Vertreter der örtlichen Naturschutzorganisationen BUND, NABU, Orbea und Pollichia hatten hier zu einer Begehung eingeladen, um auf die ökologische Bedeutung des Gebiets hinzuweisen. Rund 40 Anwohner trugen sich im Anschluss auf einer Liste ein, um sich mittelfristig als Gegner des Projekts zu organisieren. Der Stadtrat hat bereits grünes Licht für den Aufstellungsbeschluss gegeben. Hier seien die baurechtlichen Planungen zwar noch ganz am Anfang und Gutachten zum Baugrund, Artenschutz und Grundwasser stünden noch aus, betonte Johannes Mazomeit für Pollichia und den BUND. Doch wenn sich an den Plänen keine Kritik rege, sei es nur eine Frage der Zeit, bis vollendete Tatsachen geschaffen würden.
Baumbestand bedroht „Aus reinen Naturschutzgründen wird das sicher nicht gestoppt“, warnte Georg Wassmuth vom NABU. Vor dem Hintergrund zunehmender Wohnraumknappheit in der Stadt und im Stadtteil suchten die Stadtplaner offenbar händeringend nach möglichem Bauland. Eine „Chance“ sehen sie in der „geordneten Entwicklung“ von drei großen Grundstücken zwischen Zehnmorgenweiher und Altenpflegeheim. Dort könnten Ein- und Doppelhäuser sowie im vorderen Bereich ein Mehrfamilienhaus gebaut werden, wenn die privaten Eigentümer mitspielen. Drei bestehende Gebäude stehen bereits auf Bauland, sind seit einiger Zeit unbewohnt und nicht in bestem Zustand. Den Großteil der insgesamt rund 1,6 Hektar großen Fläche nehmen aber Gartengrundstücke mit teils üppigem Baumbestand ein. Dieser
Begehung mit Naturschutzorganisationen / Folgen für die Umwelt befürchtet Bürger wollen sich gegen Baugebiet wehren
könnte rein rechtlich sogar gefällt werden, ohne ökologischen Ausgleich. Dann wäre dieses „Filetstück in Sachen Naturschutz“ unwiederbringlich verloren, so Klaus Eisele vom Imkerverband. Das Gebiet sei heute ein „selbsttragendes Großbiotop“ mit ungeahnter Artenvielfalt. Die Nachtigall und der Pirol seien da, bestätigte Franz Stalla (Ornithologischer Arbeitskreis), aber auch Kröten und andere Amphibien brüten am Gewässer. Vernetzt sei das Biotop mit dem Kleingartengebiet am Bastenhorst, über Ackerflächen und das Hochzeitswäldchen bis hin zum Willersinn – ein „Naherholungsgebiet für Spaziergänger, Angler bis hin zu Familien mit Kindern“, betont Eisele. Gerade in Ludwigshafen müsse man um jeden Flecken Natur kämpfen, so sein Credo. Und je früher die Bürger aktiv werden, desto besser die Chancen, das Projekt zu verhindern. Das habe sich in Friesenheim schon beim Trassenwäldchen gezeigt. „Sind Sie bei der BI dann auch dabei?“, will ein Anwohner wissen. „Ihr könnt auf unseren Ratschlag zählen“, antwortet Eisele, „mitmachen werden wir aber nicht.“ Dazu seien er und die anderen Naturschützer schon zu sehr ehrenamtlich eingespannt. Hier seien die Anwohner gefordert – und sie sollten möglichst viele Bürger ansprechen und mitnehmen. hbg